Ist ein nachhaltiges Leben aufwendiger? Mehrheitlich kann diese Frage in unserer Gesellschaft wahrscheinlich mit JA beantwortet werden. Wie wir unser Leben wieder nachhaltiger gestalten können, und ob es die Veränderungen Wert sind, darum geht es in diesem Beitrag.
In Österreich und im deutschsprachigen Raum wachsen wir zum Teil nachhaltig auf und haben gleichzeitig sehr viele unnachhaltige Gewohnheiten. Der große Aufwand, der entsteht, wenn man nun nachhaltiger leben möchte, ist die Änderung der Gewohnheiten. Würden wir von Baby an nachhaltig leben, wäre es kein Aufwand, denn es wäre ganz natürlich und in unserem Unterbewusstsein gespeichert.
Änderung hin zu nachhaltigen Gewohnheiten
Gewohnheiten sind Handlungen, über die wir nicht nachdenken. Wir handeln aus unserem Unterbewusstsein. Wir haben Handlungen so oft gemacht und/oder gesehen, dass sie für uns selbstverständlich sind und wir sie in unserem Unterbewusstsein abspeichern.
Möchten wir Gewohnheiten nun ändern, bedarf es wieder einer Vielzahl von Wiederholungen, um diese zu überschreiben. Das kann eine Zeit lang auch anstrengend sein, weil wir immer wieder bewusste Handlungen setzen müssen.
Bevor du Gewohnheiten jedoch ändern kannst, musst du einmal wissen, was du überhaupt wie machen möchtest. Du informierst dich über nachhaltige Aternativen und schaust, welche am besten zu deinem Alltag passen. Dann fängt die kreative Phase des Ausprobierens an. Du schaust, ob deine Alternativen wirklich zu dir passen und machst eventuell Anpassungen. Hast du dann das gefunden, mit dem du zufrieden und glücklich bist, gehts an die Veränderung deiner Gewohnheit.
Einige Beispiele
- Ich gehe einkaufen und kaufe fast immer die gleichen Produkte. Möchte ich nun umsteigen auf nachhaltigere, muss ich mich zuerst informieren, welche Produkte nun nach meinem Verständnis nachhaltig sind. Habe ich diese gefunden, denke ich nun bei jedem Einkauf daran, dass ich diese für mich neuen Produkte auch kaufe. Im Alltag sind wir häufig gestresst oder müde, und dann greift man leicht wieder zu den gewohnten Produkten. Das darf auch sein und es ist wichtig, nicht zu streng mit sich zu sein. In jedem Moment kannst du deine Gewohnheit verändern und nachhaltiger leben. Du musst aber auch nicht perfekt sein.
- Möchtest du anstatt mit dem Auto mehr mit dem Fahrrad fahren? Dann machst du dir das Fahrrad genauso leicht zugänglich. Stelle es am besten vor dein Auto, sodass du es gleich siehst. Nun machst du es dir zur Gewohnheit, vielleicht früher wegzufahren, dir deinen Helm griffbereit herzurichten und dich immer wieder einmal zu überwinden dieses auch wirklich zu benutzen. Für deinen Verstand wäre es viel einfacher das Auto zu benutzen, denn das ist er gewohnt. Und das sieht der Verstand auch so, wenn es gute Gegenargumente gäbe, wie die Vermeidung im Stau zu stehen, Parkplatz suchen zu müssen und ähnliche.
Also ganz klar, nachhaltiger zu leben und einen Bereich deines Lebens zu verändern ist ein Mehraufwand. Du musst dich häufig informieren, schaust, wie die Änderungen am besten in deinen Alltag passen und dann darfst du die Gewohnheiten ändern.
Sind es die Veränderungen Wert?
Meiner Erfahrung nach JA, auf alle Fälle. Hier ein Beispiel aus meinem Leben:
Ich lebe am Land und arbeite in der Stadt. Dazu pendle ich 2-3x pro Woche ca. 30 km pro Richtung. Früher bin ich mit dem Auto gefahren, habe dafür insgesamt 45 Minuten pro Richtung benötigt. Das Parkticket war teuer, aber ich war es gewohnt und dachte es geht nicht anders. Dann hat sich unsere Lebenssituation geändert, indem wir den Kindergarten zu Fuß erledigen konnten und es kam die Alternative.
Seither pendle ich mit dem Bus. Dieser braucht 55 Minuten pro Richtung und insgesamt benötige ich nun 65 Minuten pro Richtung. Das Busticket bekomme ich zu 50% gefördert und bin nun wesentlich günstiger unterwegs. Die lange Zeit im Bus nutze ich nun für mich. Ich habe Zeit Podcast und Musik zu hören, zu dem ich davor nie gekommen bin. Im Bus kann ich mich ausruhen, was im Auto nicht möglich ist.
Natürlich musste ich mich zuerst daran gewöhnen. Ich habe mich erkundigt, wann Busse fahren, die für mich passen und habe mein Leben etwas daran angepasst. Ich habe tolle Podcasts gefunden, die mich inspirieren und die ich nun höre. Ich habe meine Einstellung geändert und sehe die Zeit im Bus jetzt nicht mehr als langes pendeln, sondern als lange me-time.
Resümee
Ja, nachhaltige Gewohnheiten zu etablieren braucht Zeit und Geduld, Zeit sich zu informieren, Alternativen auszuprobieren und Geduld mit sich und der Umgebung, sich an das Neue anzupassen.
Und gleichzeitig waren alle bisherigen Änderungen positiv. Mir gefällt jetzt das Busfahren, ich kaufe hauptsächlich BIO Lebensmittel und habe ein sehr gutes Gefühl dabei, ich kaufe meine Kleidung Second Hand oder fairtrade. Das ist zwar teurer, aber gibt mir ebenfalls ein gutes Gefühl.
Vieles wartet noch auf mich/uns, wie der Heizungstausch oder eine Photovoltaikanlage. Bei manchen bin ich wieder in alte Gewohnheiten zurückgefallen, wie beim Schokolade essen. Dafür jetzt mehrheitlich fairtrade und bio. Und das ist okay, ich muss und will nicht perfekt sein. Mein nachhaltiges Leben ist eine Reise. Und diese Reise kann ich dir nur empfehlen.
Was hast du in deinem Leben schon geändert, was du dir zuerst nicht vorstellen konntest und es sich dann als Erfolg herausgestellt hat? Welche nachhaltigen Veränderungen haben dein Leben bereichert?
Alles Liebe,
Barbara