Individuell nachhaltig leben

Lebe ich eigentlich nachhaltig? Darf ich mich als nachhaltig betiteln, obwohl ich eine Ölheizung habe? Muss ich perfekt nachhaltig leben, um mich in den Diskurs einzubringen – ob bei privaten Gesprächen oder öffentlichen Diskussionen?

Hohe Ansprüche, Perfektionismus und Bewertungen erschweren das nachhaltige Leben. Das Problem daran, Perfektion werden wir nie erreichen. Wir werden auch nie „das nachhaltige Leben“ erreichen, denn nachhaltig zu leben ist ein Weg, der mit vielen Veränderungen einhergeht.

Vergleich mit anderen

Der Vergleich mit anderen kann einerseits förderlich sein, weil wir uns gegenseitig motivieren weiterzumachen und uns vielleicht neue Ideen abschauen. Häufig schaut der Vergleich leider so aus, dass wir andere bewerten: „Der ist Nachhaltigkeit wichtig und sie hat eine Ölheizung.“, „Der arbeitet im Nachhaltigkeitsbereich und fliegt noch auf Urlaub.“, oder dass wir uns bewerten: „Ich bin viel zu unnachhaltig, jetzt habe ich schon wieder eine Avocado gekauft.“, „Ich fahre immer noch zu viel mit dem Auto.“

Das individuelle nachhaltige Leben

Was ist, wenn wir die Bewertungen weglassen und uns auf das konzentrieren, was sich jetzt im Moment gerade richtig anfühlt oder auch wichtig ist. Das könnte dann so aussehen:

  • Ich fahre heute mit meinem Kind zur Bücherei und nehme dafür das Auto, weil es keine passenden öffentlichen Verkehrsmittel gibt. Wir verbingen dort eine schöne gemeinsame Zeit, erledigen noch andere Sachen und haben nachhaltig Bücher ausgeliehen. Das fühlt sich heute richtig an und ist gaenau so okay.
  • Ich habe mich letztes Jahr um eine nachhaltige Heizung bemüht. Leider zeigt sich im Moment keine gute Lösung und die nachhaltigen Heizungen sind für den Moment zu teuer. Ich lasse es für dieses Jahr ruhen und schaue, wie ich Energie sparen kann. Nächstes Jahr gehe ich das Projekt erneut an. Es ist nicht optimal, und gleichzeitig für den Moment okay.
  • Ich bin stolz auf mich, weil ich im Jahr 2019 das letzte Mal geflogen bin. Es geht mir nicht besonders ab, deswegen ist das für den Moment perfekt. Gleichzeitig kaufe ich ab und zu exotische Früchte, weil ich sie gern habe und im Winter etwas Abwechslung brauche. Ich weiß, das ist für die Ökobilanz und den Klimawandel nicht gut und gleichzeitig brauche ich es im Moment für meine Lebensqualität. Ich nehme das jetzt an.

Und das wird es immer geben, dass wir Lebensbereiche haben, auf die wir schon stolz sind und dann gibt es Bereiche, wo wir unseren Handlungsspielraum nach Verbesserung sehen. Schritt für Schritt gehen wir durch unseren nachhaltigen Alltag. Veränderung passiert nicht von heute auf morgen und alles auf einmal ist unmöglich.

Sei stolz auf das, was du schon machst und schon verändert hast. Wenn du magst, schreibe dir das gerne auch einmal auf, um es sichtbar zu haben.

Ich habe mir dazu ein Excel angelegt, in dem ich meinen nachhaltigen Alltag abgebildet habe. Ich habe aufgeschrieben, was ich schon mache, wo ich gerade an der Veränderung arbeite und Ideen für die Zukunft. Das alles ohne Stress, sondern stolz und in freudiger Erwartung auf ein noch nachhaltigeres Leben. Vielleicht magst du das auch ausprobieren 🙂

Akzeptanz für uns und andere

Sind wir mit uns selbst im Reinen und können unser Handeln im Moment akzeptieren, fällt es uns auch im Außen leichter. Dann können wir sehen, was andere schon machen und was ihnen vielleicht schwer fällt. Und das ist okay.

Wir können dahinterblicken und die Bedürfnisse der Personen sehen. Vielleicht ist es der Nachbarin sehr wichtig zu Reisen – und das auch mit dem Flugzeug – weil sie einen hohen Wert nach Freiheit und Austausch mit anderen Kulturen hat. Vielleicht ist dem Arbeitskollegen Regionalität sehr wichtig und kauft deshalb lieber regional und nicht bio.

Akzeptanz und Verständnis für sich selbst und andere ist essentiell für mehr Leichtigkeit im Umgang mit dem nachhaltigen Leben.

Ich wünsche dir einen freudigen nachhaltigen Alltag. Probiere dich aus, sieh was du schon machst und verändere dich gerne in Richtung mehr Nachhaltigkeit – mutig, leicht und offen für die Möglichkeiten.

Alles Liebe,
Barbara

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