Gefühle wahrnehmen

Die Gefühle bilden unsere Welt, wie unsere Gedanken und unsere Handlungen. Alles ist miteinander verbunden. Heute gehe ich tiefer auf die Gefühle ein und warum es so wichtig ist, sich seiner Gefühle bewusst zu sein, sie wahrzunehmen und zu spüren.

Gefühle wahrzunehmen bedeutet nicht Friede, Freude, Eierkuchen. Es ist eher das Gegenteil: sich mit seinen eigenen Gefühlen zu beschäftigen, sie zuzulassen und wahrzunehmen ist mutig. Es ist nicht einfach, vor allem deshalb, weil die meisten von uns, es in ihrer Kindheit nicht gelernt haben. Wir haben es eher verlernt unsere Gefühle zuzulassen. Unser Verstand wurde trainiert und die Gefühle wurden uns in vielen Bereichen abtrainiert. Aber jetzt, genau jetzt, können wir uns für unsere Gefühle entscheiden und sie wieder in unser Leben lassen. Und zwar nicht nur im Familien- und Freundesleben, sondern in allen Lebensbereichen.

Die Gefühle wahrzunehmen, sie im eigenen Körper zu spüren, bedeutet auch, sich ernst zu nehmen. Unser Körper sagt uns was er braucht, er sagt uns, wie es ihm geht. Wir müssen nur wieder sensibel werden und hinfühlen. Das bereichert unser Leben, bringt uns mit uns selbst in Kontakt. Wir lernen unsere Bedürfnisse und Werte wieder kennen. Und können so wieder das Leben leben, das wir von innen heraus möchten. Es geht dabei nicht um große Veränderungen, sondern um das wert-schätzen. Die eigenen Werte zu leben, wann immer möglich. Und wenn es manchmal nur kleine Momente sind, diese zu genießen.

Je nachdem, wie nahe wir im Moment unseren Gefühlen sind, kann es auch schwierig sein und ein längerer Prozess. Aber mit jedem Hinspüren sind wir einen Schritt näher an unserer Sensibilität. Und das sehe ich als etwas sehr Positives. Es ist wunderschön und wichtig sensibel zu sein für sich selbst und für andere. Und das nicht nur im Privaten oder im Sozialbereich, nein, das wird auch in der Wirtschaft wichtiger: Work-Life-Balance, Betriebliche Gesundheitsförderung, psychische Gesundheit,…

Gefühle

Gefühle gibt es viele und die Grundgefühle oder Basisemotionen werden in der Literatur unterschiedlich beschrieben. Es gibt zum Beispiel die fünf Basisemotionen: Freude, Angst, Trauer, Wut und Scham. Häufig werden noch Gefühle wie Ekel, Liebe, Hass und Überraschung beschrieben.

Wichtig zu sagen ist, dass keines der Gefühle gut oder schlecht ist. Natürlich ist es schön, wenn wir uns in der Freude gut fühlen und wir die Leichtigkeit des Lebens spüren. Aber genauso wichtig ist es, die Angst bewusst im Körper zu spüren, ihr Raum zu geben, damit sie sich zeigen kann. Wenn wir ihr diesen Raum und die Zeit gegeben haben, ohne sie vom Verstand zu bewerten oder sich hineinzusteigern, kann sie sich lösen. Dann ist Platz für Neues. Wenn wir unsere Angst unterdrücken, ist sie immer da, wenn auch nicht bewusst, und nimmt uns den Platz weg, für anderes. Und so ist es auch bei der Trauer, der Wut, der Scham und allen anderen Gefühlen. Alle dürfen sein und wollen gesehen und gefühlt werden.

Gefühle wahrnehmen und spüren

Wie funktioniert das nun? Die Gefühle wahrzunehmen und zu spüren?

Stell dir vor, du bist in einem Meeting und ein Kollege sagt etwas, das Wut in dir aufsteigen lässt. Dann spüre diese Wut in deinem Körper und atme hin. Du bemerkst die Wut, nimmst sie kurz wahr und nimmst vielleicht einen oder zwei Atemzüge. Das ist der erste wichtigste Schritt. Wenn du dir deiner Wut bewusst bist, bist du ihr nicht unbewusst ausgeliefert, sondern kannst bewusst reagieren. Du kannst dies, wie in der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg, entweder direkt ansprechen, mit der objektiven Beschreibung, deinem Gefühle, dem Bedürfnis und einer konkreten Bitte. Du kannst direkt sagen, dass dich die Aussage wütend macht und was du dir wünschst. Das klingt zuerst vielleicht komisch, aber wenn du das ausprobierst, wirst du merken, dass du gute Reaktionen erhältst und du stolz auf dich sein kannst, weil du dich ernst nimmst und dies im Außen zeigst.

Wenn du dein Gefühl, zum Beispiel der Wut, in der konkreten Situation nicht ansprechen und/oder auflösen kannst, kannst du dies auch später machen. Dann setze dich am Abend hin und fühle dich nochmal in die Situation hinein. Spüre dabei dein Gefühl wieder aufkommen und atme hin. Nimm dein Gefühl wahr und atme. Atme so lange, bis es dir besser geht. Sollten inzwischen Gedanken kommen, erkenne es und lasse sie weiterziehen. Komme wieder zurück zu deinem Atem, ganz zu dir und ganz liebevoll.

Eine fortgeschrittene Übung für die spätere Aufarbeitung ist folgende: Du setzt dich hin, fühlst dich wieder in die Situation hinein und spürst als Beispiel die Wut aufkommen. Spüre sie, nimm sie in deinem Körper wahr, atme bewusst. Dann gehe mit deinen Gedanken in die Situation und verändere sie. Durchlaufe dabei den ganzen Ablauf. Stell dir genau vor und fühle, wer was sagt, und was das mit dir macht. Verändere dann beispielsweise deine Reaktion auf die Aussage deines Kollegen. Versuche einmal ihm zu sagen, dass dich das wütend macht und was du dir wünscht. Verlasse dich dann auf deine Intuition und schaue/fühle/nimm wahr was er antwortet. So kannst du eine neue Situation für dich gestalten, die für dich und alle anderen passt. Liebevoll, wertschätzend und achtsam.

Und dann…

Und dann macht das Gefühl Platz, es entsteht vielleicht ein neues Gefühl der Freiheit, der Freude oder der Liebe. Oder wie immer es sich bei dir dann zeigt. Sei gespannt. Und genieße.

Nicht immer ist es einfach, diese Arbeit alleine zu machen. Ich unterstütze dich gerne dabei, solltest du den Wunsch dazu verspüren.

Alles Liebe,
Barbara

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